Dienstag, 3. August 2010

Romantisches Gedicht

Nachtfalter

Nachtfalter kommen verloren,
wie Gedanken aus dem Dunkel geboren.
Sie müssen dem Tag aus dem Wege gehn
und kommen zum Fenster, um hellzusehn.

Und in die Nachtstille versunken
flattern sie zuckend und trunken.
Sie haben nie Sonne, nie Honig genossen,
die Blumen alle sind ihnen verschlossen.

Nur wo bei Lampen die Sehnsucht wacht,
Verliebte sich grämen in schlafloser Nacht,
da stürzen sie in das Licht, sich zu wärmen.
Die Falter der Nacht, die Sonne nicht kennen,
sie müssen an den Lampen der Sehnsucht verbrennen.

von Max Dauthendey (gest. 1918)

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